Tag-Archiv: Krankengeschichten

Sein Unfall hat einen gehörigen Schreck eingejagt… alles was folgte, lief dann aber doch ganz rund. Die OP hatte Roy ganz gut überstanden. Die Heilung bis zum Fädenziehen klappte hervorragend. Unser Großer war sozusagen ein Vorzeigepatient. Das Gute war wahrscheinlich, dass das Wetter die Zeit über ganz wunderbar mitspielte: Trocken, schön warm… aber nicht zu warm. Damit Roy sich an seine neue Situation gewöhnen konnte, haben wir ihn ein bisschen auf Abstand zu den anderen gehalten. Das fand er, glaub ich, nicht ganz so toll. Aber verkehrt war’s sicher nicht. Stundenweise durfte er dann ab und an zu den anderen… Kurz vorm großen Fadentag hat er sich seinem Schicksal ergeben und ganz automatisch schon in „seinem“ Gehege auf seine Isolation gewartet.

Mit seinem neuen einäugigen Zustand hatte er sich eigentlich superschnell arrangiert. Ab und an ist der Wassertrog noch im Weg und wenn ein Alpaki oder wir ganz unerwartet an seiner rechten Seite auftauchen, zuckt er noch ein bisschen zusammen, aber sonst fällt’s mitunter gar nicht auf, dass er auf der einen Seite nix mehr sieht. Und so durfte er dann auch ganz schnell mit zum Fremdfuttern (ein Glück für alle, denn als am ersten Fremdfuttertag nur Edi und Calypso gehen durften, waren alle zusammen nicht so happy über die räumliche Trennung…) und tappte ganz selbstverständlich den von der letzten Saison vertrauten Weg hinauf.

Endlich wieder Fremdfuttern!
Endlich wieder Fremdfuttern!

Schließlich eröffneten wir für ihn gestern auch wieder die Wandersaison. Während Calypso und ich ganz aufgeregt waren, übernahmen Roy und Martin ganz souverän die Führung und zeigten Calypso und mir mal, wie man vorausgeht… Echt verrückt dieser Roy und immer noch soooooo cool! Es war eine Wonne ihm beim Laufen zuzusehen. Und den Grünfutterstopp am Ende der Runde hat er sich redlich verdient und ganz offensichtlich auch sehr genossen. 🙂

Ich mag diese Wahrnehmungen aus dem Augenwinkel nicht! Denn die bedeuten meist nix Gutes. So war es im vergangenen Jahr mit Calypso, als wir ihn mit seinem Kackeböbbel im Fell aufzogen und es sich als doofer Abszess herausstellte und so war es Anfang des Jahres mit Calypso als sich das Wundern über sein zaghaftes Auftreten als fiese Fußwunde entpuppte… und so war es schließlich diese Woche als sich der Gedanke „Was hast du da am Auge, Roy?“ zur Erkenntnis „Das ist was Ernstes!“ umschlug. 🙁

Es fehlen immer noch ein bisschen die Worte zu beschreiben, was da eigentlich passiert ist. Als wir am Donnerstag Morgen in den Stall kamen, war aus Roys Auge die gallertartige Glaskörperflüssigkeit ausgetreten und das Auge ganz trüb. Irgendwie hat er es geschafft sich die Hornhaut aufzureißen. Gnarf!
Schnell war klar: Da können wir nix machen… da kommt gleich der Tierarzt. Gedacht, gesagt, angerufen. Zwei Stunden später war er da. Und was er da sah, hat er, glauben wir, auch nicht erwartet. Ihm blieb nur noch ein erschrockenes „Scheiße!“ Und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Nach kurzem Abwägen der Optionen (abwarten und schauen, was passiert / das Auge nähen und schauen was passiert / das Auge rausoperieren und alles kappen, was mit dessen Funktionen zusammenhängt). Während ich mich schon vorher für die Arbeit verabschiedete und aus dem G’schäft mitbangte, entschieden Martin, der „bloß gut“ selbst krank daheim war und sich Zeit für Roy nehmen konnte, und der Tierarzt sich für die saubere Lösung. Hinüber war das Auge so oder so.  Die Tierklinik in Empfingen wurde angerufen und geprüft, ob sie für ein Alpaki bereit wären. Ein rascher Daumen nach oben sorgte dafür, dass Roy gemeinsam mit Calypso als seelischer Beistand hingebracht werden konnte. So ging dann alles eigentlich recht schnell: Der Freitag brachte die große OP und heute durften wir ihn schon wieder heim holen. Nun hoffen wir, dass mit dem Heilungsprozess alles gut geht und Roy mit nur einem Auge gut zurecht kommt. Das Bangen darum ist jetzt fast noch schlimmer als das der letzten Tage… denn – wie bei Calypso auch schon – man kann denen ja nicht sagen, die sollen sich schonen und die „Finger“ von ihren Wunden lassen.

Der Empfang für Roy von den zwei Kleinen (die gar nicht mehr klein sind) war auf jeden Fall herzlich. Die wussten die letzten zwei Tage nämlich auch nicht so richtig, was los war und wieso da zwei Alpakis im Stall fehlen. Als wir Roy nach ein paar Eingewöhnungsstunden mit zu den anderen auf die Wiese ließen, hoppelte der erstmal vor Freude durch die Gegend, hielt die anderen aber doch noch’n bissel auf Abstand. Da ist schon noch’ne Menge sehr neu für alle…

Die Verletzung von Calypso bremst uns mental ein bissel oder auch ein bissel mehr aus. Es ist’ne saublöde Stelle, die Roy da beim Kabbeln mit Calypso am Fuß erwischt hat… und mit bangen Rückerinnern an Calypsos Kopfverletzung müssen wir uns wohl auf viel Geduld für den Heilungsprozess einstellen. Können dem Guten ja nich sagen, er soll sich jetzt mal ins Bett packen, den Fuß hochlegen und vor allem nicht ständig durch den Kackhaufen tappeln… Hört er irgendwie nich drauf. Also gibt es jeden Morgen einen Verbandswechsel inkl. Wundreinigung und die Erleichterung, dass er sich nicht im Stall verkrümelt, sondern auch mit den anderen draußen in der Sonne döst, nach frischen Grashalmen angelt, entspannt wiederkäut und zurückspuckt, wenn’s Casanova in seiner Nähe mal wieder zu bunt treibt.

Unser Tierarzt hat nun unsere Rasselbande auch mal kennengelernt und er ist guter Dinge, dass das alles wieder wird. Da glauben wir mal mit ihm dran und wünschen Calypso weiterhin gute Besserung!

Und dann schaut dich das Alpaka mit den allerliebsten Augen der Welt wehleidig an und humpelt auf dich zu. 🙁 Da zerreißt fast das Herz, was der arme Calypso gerade erlebt.

Calypso und Roy scheinen sich gekabbelt zu haben. Gewonnen hat ganz offensichtlich Roy. Denn der humpelt nicht. Aber eben Calypso… und er guckt einen mit seinen wundervollen, aber jetzt ganz traurigen großen Augen an und versucht tapfer seinen in Mitleidenschaft geratenen Vorderfuß aufzusetzen. Oje. Wir haben also einen neuen Patienten und werden auch diesen verarzten. Der Stall ist erneut umgebaut und der tapfere Große kann sich schonen, während die anderen ihr Alpakaleben leben können. Glücklich sind nicht wirklich alle damit – einschließlich uns. Sowohl Calypso als auch seine Mitkumpanen miefern im Chor.  Nun heißt es abwarten. Ein Riß in seinem Fußballen macht Calypso das Leben schwer. Für die nächsten Wochen sind zumindest für ihn Ausflüge in den Wald gestrichen… und dabei mag es doch vor allem er so sehr, sich durch strüppiges Gestrüpp zu bewegen.

Der Arme. *schnief* Gute Besserung auf jeden Fall!

So langsam wird’s dann wohl doch Winter werden. Es knackt und knirscht, wenn man sich auf den Weg in den Stall macht. So langsam haben unsere vier Alpakis die Sache mit dem Hunger zu organisieren. Nicht, dass die nix zu futtern hätten, aber es gibt halt nicht jeden Tag superleckeres Öhmd, sondern meist nur Heu. Die kleinen Gourmets, die.

Auf der Wiese wächst längst kein Gras mehr und damit es im nächsten Jahr auch wieder etwas zu futtern gibt, mussten wir das Gehege ein wenig eingrenzen. Das sorgt bei den bewegungshungrigen Tieren manchmal für Frust. Also geht’s, wenn das Wetter denn schön ist, ab und an auf die Fremdwiese. Problem: Auch da gibt’s kaum noch was zu erfuttern. Also kommt auf die Fremdwiese auch gleich mal noch Fremdfutter mit.

So können die vier sich zwischen dem Futtern auch noch ein bissel austoben… sofern sie denn wollen.

Sonst: Haben wir neben Calypso nun noch einen weiteren Patienten. Casanova macht eine Augenentzündung zu schaffen. Aber die Behandlung schlägt schon an und das Auge tränt schon sehr viel weniger. Puh! Fehlt eigentlich nur noch Roy im Reigen der Krankenalpakas. Gnarf.

Im Spaß fragt man Calypso, in welchem Kackhaufen er sich wieder rumgetrieben hat und dann stellt sich der Böbbel im Fell als fiese Eiterwunde heraus. So hieß es seit Sonntag immer wieder kieken, Eiter entfernen, Wunde reinigen und versorgen. So langsam wird’s (hoffentlich), aber mein flattriges Nervenkostüm wedelt immer noch ganz schön im Wind.

Im Wohnzimmer stapeln sich Tüten und Kisten, deren Inhalt wir euch gern ganz bald zeigen wollen, aber die Zeit rast nur so dahin. Zwei der Tüten sind in der Zwischenzeit schon fast leer verkauft…

Alpakagedöns inside… Irgendwann kommen wir sicher auch zum Auspacken.

Die Zeit rast u.a. dahin, weil sich ein Schlawiner irgendwie durch den Zaun gewurschtelt hat. Da kiekste nichts ahnend aus dem Fenster und dann steht da einer auf der falschen Seite. Am ersten Nachmittag tippten wir auf ein Versehen… nach dem zweiten Nachmittag vermuten wir ein System. Welches, ist uns allerdings nach wie vor schleierhaft. Also Zaun abbauen und mit mehr Schnur wieder hinbauen… und zur Sicherheit dann doch noch mal Strom druff. Uffz. Seit dem sind nun wieder vier Alpakis im Stall, wenn ich heimkomme. Ein sehr beruhigendes Gefühl.

Irgendjemand steht da jetzt nicht da, wo er stehen sollte… Casanova, der Schlingel!

Immer wieder entspannend – trotz des ganzen Calypso-Dramas: Zeit mit den Vieren im Stall zu verbringen und ihnen beim Rumwuseln zuzuschauen!

„Irgendwo hier muss doch noch was von dem leckeren Rieselöhmd rumliegen.“ (Edmundo schnabuliert sich über den Boden)

Und eure Woche so?

Am Montag fing der kleine Edi plötzlich an zu humpeln. Gerade erst waren wir noch mit ihm unterwegs und dann tat er sich schwer und stackste wie ein alter Mann durch den Garten. Das beunruhigte uns ganz schön. Denn, was tun? Mit tatkräftiger Telefonunterstützung durch Robert gingen wir die Sache an. In den kommenden Tage lernten wir unsere Tiere noch einmal ganz anders kennen und wurden sehr viel vertrauter mit ihrer Anatomie.

Der kleine Edi hielt tapfer durch und ließ all unsere Untersuchungen über sich ergehen. Gefunden haben wir nur leider nichts, was uns seinen Zustand erklären würde. Nun vermuten wir mal, dass der Arme sich bei einer der Kabbeleien mit den anderen sein Bein gezerrt hat. Denn im Moment wird ordentlich ausgeknobelt, wer im Gehege das Sagen hat und in welcher Rangfolge es weitergeht… Und da bekommt er immer ganz schön eins auf den Deckel.

Mit Traumeel und ein paar Schüsslersalzen drücken wir ihm mal die Daumen, dass er bald wieder gerade laufen und mit den anderen über die Wiese hoppeln kann.

Toi. Toi. Toi.

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