Tag-Archiv: Tod

Ach, dieser Januar war ein echt beschissener. Nennen wir das Kind ruhig mal beim Namen.
Der ein oder die andere werden es ja sicher schon auf Instagram oder Facebook oder Mastodon oder unserem WhatsApp-Kanal mitbekommen haben: Unser Casi hat es leider nicht geschafft.

Schon am Mittwoch, vermutlich noch während ich den Logbucheintrag 2.7 tippte, stand der arme Kerl auf der Kippe und konnte mit einer Infusion stabil gehalten werden. Leider nur für kurze Zeit. Am Donnerstag ging es leider weiter bergab. Seine Nieren drohten zu versagen. Die Hoffnung, dass eine Bluttransfusion von Ringo ihm helfen könnte, mussten wir gegen Abend leider begraben. Um 18 Uhr war klar, Casi schafft es leider nicht mehr lange alleine. Seine Nieren wollten nicht mehr. Die Option wäre nun gewesen, ständig das eine Symptom gegen das andere zu behandeln, um ihn weiter am Leben zu halten, um dann festzustellen, er wäre nicht fit genug, um überhaupt die Ursache zu behandeln, wenn man sie hätte behandeln können, wogegen viel gesprochen hatte.

So war für uns – nach tränenreichen letzten Tagen – um 18 Uhr auch klar: Wir setzen uns ins Auto und machen uns auf den Weg, um Casi auf seinem letzten Weg zu begleiten und uns von ihm zu verabschieden. Die ganze Fahrt über zerbrachen wir uns den Kopf, was wir hätten, in den vergangenen Wochen anders machen können… aber es war Blödsinn. Mit dem Wissen, was wir zu den damaligen Zeitpunkten hatten, hätten wir alles noch einmal so gemacht und haben es genau so richtig gemacht. Mit dem Wissen von heute, hätten wir uns vielleicht nach dem Besuch in der Pferdeklinik gleich auf den Weg nach Gießen gemacht. Aber hätte, hätte, Fahrradkette… wir und auch die Ärzte wussten es ja damals nicht besser.

Wir wissen, dass wirklich alle, die in den vergangenen Tagen und Wochen in Casis Fall involviert waren, ihr bestes gegeben haben. Unser Haustierarzt hat alles gegeben, uns unterstütz wo es nur ging und zu jeder Zeit kreative Lösungsansätze mitgedacht und -gefunden. Er hat mitgefiebert und wollte immer auf dem Laufenden gehalten werden. Die Pferdeklinik, die sonst nie oder kaum Alpakas aufnimmt, hat sich Casi ganz liebevoll angenommen und ihn nach bestem Wissen und Gewissen untersucht. In der Uniklinik wurde unser Puschelöhrchen sofort ins Herz geschlossen und gehegt und gepflegt, wo es nur ging. Beim Anblick des Grases, dass eigens für ihn gezuppelt wurde, dass er vielleicht doch noch was futtert, obwohl er nicht mehr wollte, stiegen uns (zum wiederholten Male) die Tränen in die Augen.

Und so wurden wir dann am Donnerstag um kurz nach 21 Uhr in Gießen empfangen. Gemeinsam gingen wir noch mal alles durch und besprachen die Optionen. Dann durften wir uns in aller Ruhe von unserem Fluff verabschieden. Wir bedankten uns bei ihm für all die vielen lieben und schönen Momente und gaben noch liebe Grüße für Apollo, Caspar und Emoro mit. Schließlich bekam er die nötigen Medikamente, die ihn von seinen Leiden erlösen sollte. In den Armen von Martin schlief er ein letztes Mal ein. Für uns war es bei aller Traurigkeit gut, dass wir ihn dabei begleiten durften. Er war eins unserer ersten vier Flauschs, die damals im September 2016 bei uns einzogen und wird schon deswegen immer einen sehr besonderen Platz in unseren Herzen haben.

Für uns ging es dann gemeinsam mit Ringo wieder heim. Der arme Kerl war die vergangene Woche die ganze Zeit so tapfer an Casis Seite und versuchte ihm sogar mit seinem Blut zu helfen. Auch heute noch steht er am Zaun und schaut, wo sein Kumpel ist. Schließlich hatten sie den gesamten Sommer gemeinsam das Diätcamp (erfolglos) gemeistert. Trotz allem ist er aber auch froh, dass er wieder bei den Minis ist und „seine“ Rasselbande um sich herum hat.

Für uns alle kehrt nun so langsam der Alltag wieder ein. Es ist alles noch total komisch und wird es auch noch eine Weile bleiben. Casi hat eine verdammt große Lücke zurück gelassen. Wir werden ihn, seinen Grummelblick und seine Puschelöhrchen sehr vermissen.

Puh! Das ist einer meiner schwersten Blogbeiträge… einfach, weil ich gar nicht so richtig weiß, was und wie ich es in Worte fassen soll.

Am 4. September – pünktlich zu unserem dritten Jubiläum – kam unser kleiner Apollo auf die Welt. Unser allererster Hengst nach vier Stutfohlen – und ich witztelte noch mit Roy rum, er solle sich den Kleinen ganz genau anschauen, das wird mal sein Chef…

Es kam alles ganz anderes. Nachdem der kleine Knirps mit einem umgeknickten Ohr auf die Welt kam und recht lange brauchte, um die Milchbar zu finden, fing er am Abend dann aber auch an mit dem Temperament unserer kleinen Avinya zu liebäugeln. Ach, die beiden… die hätten das Gehege ganz schön unsicher gemacht… Nachdem der kleine Knirps gleich am Freitag schon Besuch bekam – er war nämlich (neben unserem allerersten Hengst) auch unser allererstes Schulpatenalpaki – fingen am Samstag seine ersten Beschwerden an und damit unsere Sorgen, die in vielfältige Richtungen gingen… in allererster Linie aber ersteinmal in Richtung „Hoffentlich ist das nix ernstes“ – aber die Angst, dass wir seiner Patenklasse sagen müssen, dass er es nicht geschafft hat, die schwang bereits da schon unterschwellig mit. Zunächst mussten wir aber ersteinmal rausfinden, was er überhaupt hatte… nach – nicht so – langem Abwägen, riefen wir schließlich den Tierarzt. Denn wie hatten wir es gelernt? Wenn du auch nur den Hauch einer Ahnung hast, dass irgendwas mit den Alpakis nicht stimmt, dann handele! Also kam zu später Stunde (was waren wir froh, dass wir frühzeitig unsere Notfallbeleuchtung in die Unterstände der Flauschies eingebaut hatten und so nicht im Dunklen mit Taschenlampen hantieren mussten) der Tierarzt das erste Mal vorbei… eine Lungenentzündung war die Diagnose. Mit Schmerzmittel und Antibiotika ausgestattet, kam Apollo damit zumindest mal übers Wochenende und wir hatten die Order „Wenn’s am Montag nicht besser ist, ruft an!“. Hach, wie wir gehofft hatten, dass wir es nicht machen müssten. Aber es wurde nicht besser… ganz im Gegenteil, es wurde noch mal schlechter. Das Antibiotika schien nicht anzusprechen. Kortison kam in die engere Auswahl… da gingen ersteinmal alle Alarmglocken an… denn das ist für die Wiederkäuer eher problematisch… Da hieß es dann eine Entscheidung treffen… und wir trafen sie zugunsten des Kortisons – und lagen damit zumindest vorerst erstmal nicht falsch. Bis zum Abend ging es dem Kleinen ganz langsam wieder besser… aber das Antibiotika war trotzdem noch nicht das richtige… Hier musste schließlich der Tierarzt eine Entscheidung treffen, probieren wir was anderes oder nicht… die Medikamtengesetze lassen dem Tierarzt da nicht immer viel Spielraum. Und auch der Tierarzt traf seine Entscheidung und lag damit auch nicht falsch. Während Martin sich in den kommenden Tagen auf eine nicht verschiebbare Dienstreise begab, koordinierte ich gemeinsam mit dem Tierarzt die kommenden Behandlungstreffen… denn für Apollo hieß es nun 2x am Tag kommt der Doc. Sowohl Tierarzt als auch Martin impften (äh… also mit Worten) mir ein, ich solle mich nicht so sehr freuen, wenn es aufwärts geht, es könnte noch mal einen Rückfall geben und so bangte ich Tag für Tag beim Betreten des Geheges, ob der kleine Kerl noch lebt oder ob er nicht mehr lebt… Es war jedes Mal ein Horrormoment. All die lieben Worte und Herzen, die es in diesen Tagen via Facebook und Instagram und auch per Mail und Whatsapp gab, haben soooo viel Kraft gegeben… und gleichzeitig wuchs natürlich auch die Angst, irgendwann doch sagen zu müssen… hat leider doch nicht gereicht. Apollo hat fleißig mitgekämpft und hat alles sooooooo tapfer über sich ergehen lassen. Das Schnaufen, die Spritzen, die Panikanfälle von mir…

Gemeinsam mit dem Tierarzt bangten wir jeden Tag aufs Neue… als es zum Ende der Woche Apollo nicht wirklich besser ging (er nahm zwar nicht ab, aber seine Atmung wollte und wollte nicht besser werden), wurde mal noch in der Uni Gießen angefragt, was sein könnte… und der dort geäußerte Verdacht, dass bei Apollo die Atemwege in der Nase nicht richtig ausgebildet sein könnten, erhärtete sich in Richtung Wochenende immer mehr. Die Atmung wurde trotz Medikamente nicht besser und ab Freitag schien er immer schneller zu atmen… in seinem Blick fand sich immer öfter die Panik keine Luft zu bekommen und er machte immer öfter mit offenstehendem Mäulchen Pause, während er versuchte den anderen zu folgen. Am Samstag schließlich merkte man dem keinen Kerl an, dass er an seine Grenzen kam. Die Atemfrequenz pendelte sich bei knapp 160 Atemzügen pro Minute ein und das Fortbewegen fiel ihm immer schwerer. So sehr er mit Avinya spielen wollte, so wenig ging es. Es war eine Qual ihm zuzuschauen und trotzdem stand er immer wieder auf und suchte er immer wieder die Nähe seiner Mama und somit der Milchbar. Sein Lebenswille war unglaublich. Am Samstagnachmittag war es schließlich soweit, Martin und ich fingen ernsthaft an darüber nachzudenken, ob wir ihm das weiter zumuten wollen. Am frühen Abend riefen wir noch einmal beim Tierarzt an, der dann zum Abend hin auch kam. Nach langem Hin und Her, vielem Abwägen, langem Ausbreiten der Fakten und Optionen trafen wir schließlich die Entscheidung ihn zu erlösen.

An dieser Stelle ein dickes Danke an die Tierarztpraxis von Peter Wagner mit seinen Tierärzten! Danke, dass ihr uns die Woche so begleitet habt und vor allem auch die Zeit genommen habt, uns zuzuhören, unsere Sorgen ernst zu nehmen und auch keine Scheu hattet, weiterzuforschen, was sein könnte! Selbst, wenn schon die nächste Kolik wartete, hatten wir zu keinem Zeitpunkt das Gefühl schnell abgefertigt zu werden! DANKESCHÖN!

Nachdem unser kleiner Kerl seine allerletzte Spritze erhalten hatte, haben sich vor allem Rika, die immer in den ersten Tagen ein ganz besonderes Verhältnis zu den kleinen Nachwuchsalpakis aufbaut, und seine Mama Ciara von Apollo verabschiedet. Auch Amparo und Avinya sagten ihrem kleinen Spielkameraden, der viel zu kurz da war, Lebewohl. Eine herzzeireißende Prozedur, die – so glauben wir – aber extrem wichtig für alle war. Auch für uns!

Ein dickes Dankeschön geht auch an Ilona von den Taubertal-Alpakas, die uns während dieser Woche immer wieder mit Rat und lieben Worten zur Seite stand! DANKE!!

Und unsere Schulpatenklasse? Die musste ganz tapfer sein. Das war so gar nicht leicht… weder für uns, noch für die Lehrer und Schüler. Wir werden dennoch das Jahr gemeinsam miteinander verbringen und freuen uns schon jetzt auf den nächsten Besuch der Rasselbande!

Auch wenn unser kleiner Apollo nur kurze Zeit bei uns war, wird er doch immer ein Teil unserer Herde und in unserem Herzen bleiben! Für mich wird der Kleine mein ganz persönlicher Motivationscoach sein! Sein Wille zum Leben war für mich unglaublich inspirierend! Wahnsinn! Deswegen hängt sein Bild nicht nur bei uns im Unterstand, sondern auch im Büro… denn… egal, wie schwer es ihm fiel zu atmen, er ist immer noch einmal aufgestanden.


Das kurze Leben unseres kleinen Apollos in Bildern:

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