Logbuch 2.50
Wir sind mitten im Ferienprogramm und bekommen ganz schön viel Besuch! Und zwar sehr lieben Besuch. Entsprechend voll sind aber auch die Tage.
Gestern wurde Martin schon wieder von einer sehr neugierigen Kinderschar ausgefragt. So macht Alpakaerklären für uns natürlich am meisten Spaß und es ist unendlich entspannend, wenn ganz schnell verstanden wird, wieso Alpakas keine Kuschel- und Streicheltiere sind.
Im Hintergrund machen wir uns grad ganz schön viele Sorgen. Da ist das Thema Wolf einhergehend, dass wir immer noch in der Luft hängen, was denn nun mit dieser Hundesteuer ist. Gilt, was auf dem Satzungspapier steht oder werden doch irgendwelche an den Haaren herbeigezogenen Urteile und undurchschaubaren Logiken herangezogen? Wir harren bei diesem Thema also weiter der Dinge und werden durch dieses in der Luft hängen beim Ausbau des Herdenschutzes wunderbar ausgebremst… Gnarf. Fakt ist aber, dass der Wolf nun munter durchs Saarland streift.
Und dann ist da noch diese blöde Blauzungenkrankheit, die sich mehr und mehr in Deutschland unter den wiederkäuenden Tieren ausbreitet und in dieser neuen Variante auch vor den Alpakas nicht halt macht. Es gibt Impfstoffe, die vorübergehend auch für Alpakas freigegeben wurden, aber keiner weiß so genau, in welcher Dosierung die Tiere den Stoff vertragen und ob überhaupt Antikörper gebildet werden. Es ist alles unendlich schwammig und die Verantwortung wird von den Behörden und Institutionen auf den behandelnden Tierarzt „übertragen“. So stehen wir gerade etwas hilflos da und hören die Berichte von befreundeten Schäfern und Schäferinnen, deren Tiere innerhalb von Stunden an der Erkrankung, die über eine Minignitze übertragen wird, eingehen. Uffz!
Wer mehr über die Blauzungenkrankheit wissen mag, kann sich gerne bei argrarheute einen ersten Überblick verschaffen. Ansonsten gibt’s in den Regionalzeitungen der Nachbarländern aktuell auch jede Menge Meldungen.
Early M und das Flanellhemd…
Da hat uns die kleine Early M gestern aber einen gehörigen Schrecken eingejagt. Alle Flauschemäuse saßen draußen gechillt in der Wintersonne und genossen die eisigen Temperaturen… nur Early M zitterte wie Espenlaub und wusste auch nicht so recht, wie sie sich hinsetzen sollte. Als sie dann auch noch durch die Gegend purzelte und Kamilla ihr sehr besorgt hinterhersummte, war klar: Da stimmt was nicht und das Fieberthermometer verriet uns: Das Kind hat mit 36°C Untertemperatur, auch wenn Early M sonst keine Anzeichen von Unwohlsein zeigte. Der erste Versuch, die beiden im Stall etwas wärmer zu stellen, scheiterte gnadenlos. Der Nachteil einer harmonischen Herde ist offensichtlich, dass man diese harmonische Herde nicht trennen sollte… Kamilla versuchte die ganze Zeit panisch wieder zu den anderen zu gelangen – immer auch hin- und hergerissen davon, sich ums kranke Kind zu kümmern. Das war keine Situation, dass sich die Kleine ins sonnige Heuplätzchen setzte. Also kamen alle Damen in den Stall. Und schon war Ruhe und Early M saß mit Kälbermäntelchen bezogen im Heu. Das Problem mit dem Kälbermantel: er war ihr viel zu groß, nur in einen Fohlenmantel passte sie auch nicht mehr. Yeah!
Nun war es also Samstag und von Erzählungen vom Tierarzt wussten wir, kurz vor 22 Uhr im Notdienst anrufen und erzählen, dass das Tier schon den ganzen Tag… kam immer nicht so gut an. Also beschlossen wir: Der Tierarzt soll schauen, wann er uns im Laufe des Tages eintakten kann und kann so vielleicht eine ruhigere Notdienstnacht haben. Der erste Behandlungstipp des Tierarztes war dann auch, die Kleine separat stellen und unter die Wärmelampe packen. Jaaaaa… das mit dem Separatstellen, das hatten wir ja schon versucht… und den Versuch mit der Wärmelampe, den haben wir schon vor Jahren mit einer zitternden Ciara ad acta gelegt. So ein Fluchttier stellt oder setzt sich garantiert nicht dahin, wo man es haben will. Da kam aber Martin die Idee, der Kleinen eine Jacke anzuziehen und ihr darunter ins Fell Rückenwärmepflaster zu kleben. Von letzterem haben wir Martins Rückenleiden geschuldet immer eine Notfallration daheim. Gedacht, getan (zwischendurch musste natürlich noch nach Hause gefahren und alles zusammengetragen werden). Und so bekam Early M erst jeweils ein Wärmepflaster auf die Seiten geklebt, dann eine dünne Forstweste angezogen und obendrüber ein gefüttertes Flanellhemd. Abgerundet wurde ihr neues fesches Outfit noch mit einem Nierenwärmer in der kleinsten Größe um den Hals (keine Angst, der ist nicht so dünn, den haben wir ihr noch passend gestaltet). Damit sah sie schon so ein kleines bisschen albern aus, aber die anderen Flauschs fandens spannend.
Bis der Tierarzt am Nachmittag kam, hatten wir Early M so wieder auf 37°C hochbekommen. Und nachdem der Tierarzt sie schließlich untersuchte, war klar, die Kleine scheint eine Erkältung auszubrüten. Alles noch im Anfangsstadium, aber nicht optimal. So bekam sie dann eine Dosis Catosal und die erste von nun vielen Antibiotikaspritzen. Bis zum Abend schien das auch schon erste Wirkung zu zeigen, denn während sie den ganzen Tag nur dasaß und nicht mitfraß, haute sie am Abend ordentlich rein, auch wenn ihr’s noch ganz schön wuselig war mit den vielen anderen schnurpselnden Alpakas.
Jetzt drücken wir mal die Daumen, dass es ihr schnell wieder gut geht und sie nicht doch noch irgendetwas anderes komisches ausbrütet.
Logbuch #1.54
Bereits letzte Woche haben wir mit dem Halftertraining der Minis begonnen. Im Moment bekommt immer mal wieder eins der kleinen ein Halfter aufgezogen. Einfach, um sich an das Gefühl zu gewöhnen. Dante machte den Anfang, Dilkayu, Deanston und Dexter folgten. Sobald alle durch sind, wird der nächste Schritt sein, mal den Strick mit dazu zu holen. Halfter- und leinenfrührig werden bei uns alle Alpakas trainiert. Egal, ob es später mal ein Wanderalpaka wird oder nicht. Schließlich muss so ein Alpaki auch mal von einem Stall in den anderen ziehen oder muss im schlimmsten Fall mal zum Tierarzt, weil Untersuchungen anstehen, die nicht bei uns vor Ort durchgeführt werden. Es wäre eher kontraproduktiv erst dann damit zu beginnen.
Nachdem uns diese Woche die Gang um Bosse & Co. verlassen hat, hieß es für uns mal wieder die Futterrationen anzupassen. Dabei hat’s nun Casi erwischt: Er ist neben Ringo nun unser zweites Diät-Alpaka. Mit 90 kg hat er definitiv zu viel auf den Rippen und bekommt nun „Schonkost“ (sprich neben seinem frei zugänglichen Heut – und bald wieder Gras – seine Mineralien genau auf ihn abgestimmt mit etwas Strohcops dazu). Er nimmt sein Extrafuttergehege nicht ganz so gelassen wie Ringo. Was schon ein bisschen witzig ist: Wenn er sich mal von der Gruppe zurückziehen kann und irgendwo in aller Ruhe einsam vor sich hin schnurpseln kann, dann macht er das sehr entspannt. Aber wehe, er darf nicht mit den anderen essen. Schön ist: Der Herdenschutzhund als Futtergesellschaft stimmt ihn friedlich und er futtert seine Mineralienration in sich rein. Puh!
Und dann treibt mich das Klima um. Jahaaaa. Die Aussichten, die unser zukünftiges Leben und vor allem auch das der Flauschies betreffen, die beschäftigen sehr. Wie lange werden wir sie noch so versorgen können, dass alle satt und glücklich sind? Sprich: Wie lange wird noch ausreichend Gras wachsen… a) für die Sommerfütterung und b) fürs Heu machen? Und wie lange wird unsere Quelle noch Wasser bringen? Die letzten zwei Jahre waren vermutlich nur der Anfang. Und dann spricht mir Sarah Bosetti aus der Seele (Link zu YouTube), wenn sie all jene fragt, wofür sie eigentlich sind, wenn sie Maßnahmen und Aktionen blocken, die doch eigentlich das zukünftige Leben halbwegs sichern sollen?
Vielleicht mag ja der ein oder die andere seine Unterschrift unter die Petition #UnsereGenerationUnserJob von u.a. Katja Diehl setzen. Ob die Politik damit (noch) wachgerüttelt werden kann, stelle ich mal in Frage, aber außer täglich bei uns im Kleinen unseren Minibeitrag zu leisten, fällt mir gerade nicht mehr viel ein.
Aktuell noch mehr Sorgen macht mir die diesjährige Schur unserer Flauschies. Durch Martins Gesundheitszustand sind wir selber nicht sonderlich flexibel und müssen vermutlich und irgendwie auch hoffentlich noch eine Zwangsscherpause einlegen, weil Martin doch noch zur Reha fahren darf (und von dort dann vielleicht genesen zurückkehrt). Aber selbst, wenn wir uns zu zweit organsiert bekommen haben, fehlen uns dann noch wenigstens 3 Helferinnen oder Helfer pro Scheraktion… und da es offensichtlich nicht nur uns so geht, dass Kräfte gehaushaltet werden müssen, sieht es im Moment gar nicht so rosig aus. Wenn du also hier gerade mitliest und denkst, mensch, beim Alpakascheren helfen? Da bin ich dabei? Dann melde dich gerne bei uns via Mail (info@webertal-alpakas.de) oder per Telefon/WhatsApp/Signal (0179-4606758)
Eine sorgenvolle Woche
Am Montag fing der kleine Edi plötzlich an zu humpeln. Gerade erst waren wir noch mit ihm unterwegs und dann tat er sich schwer und stackste wie ein alter Mann durch den Garten. Das beunruhigte uns ganz schön. Denn, was tun? Mit tatkräftiger Telefonunterstützung durch Robert gingen wir die Sache an. In den kommenden Tage lernten wir unsere Tiere noch einmal ganz anders kennen und wurden sehr viel vertrauter mit ihrer Anatomie.
Der kleine Edi hielt tapfer durch und ließ all unsere Untersuchungen über sich ergehen. Gefunden haben wir nur leider nichts, was uns seinen Zustand erklären würde. Nun vermuten wir mal, dass der Arme sich bei einer der Kabbeleien mit den anderen sein Bein gezerrt hat. Denn im Moment wird ordentlich ausgeknobelt, wer im Gehege das Sagen hat und in welcher Rangfolge es weitergeht… Und da bekommt er immer ganz schön eins auf den Deckel.
Mit Traumeel und ein paar Schüsslersalzen drücken wir ihm mal die Daumen, dass er bald wieder gerade laufen und mit den anderen über die Wiese hoppeln kann.
Toi. Toi. Toi.