An einem warmen Sommermorgen im Juli war’s soweit – nämlich schon am 26. Juli! Ich durfte die erste Alpakageburt live miterleben – während Martin unterwegs in der alten Heimat war. Wuaaaah! Ich weiß ja nicht so recht, aber ich glaube, ihm war das nicht so recht. Weiß er doch, dass seine Frau immer recht hibbelig unterwegs ist, wenn’s um neue Dinge in ihrem Leben geht. Aber so wie ich nun durch die erste Live-Geburt durch musste, musste er da halt aus der Ferne mit durch. Dabei ging das mit dem Hibbeligsein eigentlich.
Los ging alles, dass ich Martin während meiner Morgenroutine whatsappte, wir müssten uns am Abend nach seiner Rückkehr unbedingt mal Grace‘ Hintern anschauen, ihr Schwanz ist so komisch nass. Spanisch kam mir das ja schon vor… weil da passte auf den Kotstellen nix dazu (Erwähnte ich eigentlich irgendwann schon mal, dass man eine äußerst große Affinität zur Kotbeobachtung entwickelt, wenn man Alpakas hält?). Und dann verschwand die Gute auch noch ganz allein aus dem Paddock. Merkwürdig. Da ich zu diesem Zeitpunkt dann mit allem fertig war und eigentlich der Gang ins Homeoffice angestanden hätte, dachte ich mir… mensch hol mal noch’ne Runde Wasser und warte mal ab, dass Grace wieder zurück in den Paddock kommt. Tja… und während ich so Wasser vom Bach holte und Grace aus der Ferne beobachtete, sah ich es… sie lief aus… es könnte nun also tatsächlich (übrigens drei Wochen zu früh) losgehen. Zur Sicherheit rief ich mal noch bei Ilona an, ob das wirklich das Fruchtwasser sein könnte (schließlich stand davon nix in meiner Geburtshilfenbibel *hüstel*). Ich erhielt striktes Arbeitsverbot für den Vormittag. Ich solle mich bereit halten, in spätestens einer Stunde sollte ein Cria da sein… Um mich von der Panik abzuhalten, stapfte ich erstmal in die Halle und holte unser Geburtsköfferchen, das alles enthielt, was man für eine Alpakageburt benötigte, hervor. Man, bin ich froh, dass wir den haben und noch froher, dass ich schon Wochen vor Amparos Geburt alles geprüft hatte und wusste, da ist alles drin, was drin sein muss! Ich kramte die Geburtskurzanleitung hervor und durfte noch mal zur Beruhigung nachlesen: Da plumpst nun nichts in den nächsten Sekunden. Das braucht alles seine Zeit. Also schnappte ich mir ersteinmal den Nagelklipser aus dem Geburtsköfferchen und schnibbelte mir ganz meditativ meine Fingernägel, falls ich irgendwann doch mithelfen müsste und ich dann nicht mit meinen Fingernägeln Grace verletzen würde. Dieser Nagelklipser ist Gold wert! Das Nagelklipsen verhalf mir definitiv wieder ruhig zu werden und die nächsten Schritte zu überlegen. Selbstredend telefonierte ich noch mit Martin, der mich erst mal noch nach Hause schickte, um sauberes Wasser für den Fall der Fälle zu holen. Er weiß ja auch, wie man die Frau ruhig stellt… und während der Timer mir zeigte, wie die Zeit verinnt und mir signalisieren würde, wann ich mal über einen Tierarzt nachdenken sollte, machte ich mir gleich mal noch einen Beruhigungskaffee… und holte mir auch noch was zu essen, denn wer weiß, was der Tag noch so bringen würde. Wieder zurück im Gehege, hat Grace noch keine Anstalten gemacht, irgendetwas in die Welt zu setzen. Ich holte mir meine Geburtshilfenbibel und studierte noch mal alle einzelnen Schritte und wusste, es ist noch alles in Ordnung. Grace verhält sich ruhig, fast entspannt, kein Grund zur Panik. Die angekündigten Gänge zu den Kotstellen stellte sie an und die Uhr sagte, alles gut. Irgendwann meldete sich noch mal Ilona und wollte wissen, wie’s läuft und wir fachsimpelten darüber, wann und wie man Grace nicht mehr einfach machen lassen sollte. Tja und während wir so fachsimpelten, beschloss Grace, dass es nun an der Zeit sei. Es ging so richtig los. Wuaaaaaaah! Panik stieg nur ganz kurz auf – schließlich wäre ich vermutlich heillos überfordert gewesen, wenn ich doch hätte helfen müssen. Mantramäßig beruhigte ich mich aber mit „95% aller Alpakageburten funktionieren von ganz allein“ und Grace wusste das auch! Es war eine Nase zu sehen… was komisch aussah… Panik… Blick in die Geburtshilfenbibel… sieht genauso aus… keine Panik mehr… schon waren Kopf und Beine da. Wuaaaah… jetzt sagte die Geburtshilfenbibel, dass es nun noch etwa 30 Minuten dauern würde, bis das Cria da sei. Tja… den Punkt hatte Grace vermutlich nicht gelesen. Denn da drehte ich mich mal kurz um, um den Fotoapparat aufzuheben, den ich kurz zuvor mal abgelegt hatte… und schwups war ein kleines dunkles Knäul da. Jetzt hieß es schnell lauschen gehen, ob es auch richtig atmet… denn während der 30 Minuten sollte nämlich das Wasser aus der Lunge des Kleinen ablaufen. Es war alles gut! Das Kleine atmete normal und so ließ ich Mama und Kind in Ruhe, um zueinanderfinden.
Als die zwei sich beschnuffelt hatten und sich das Kleine auch schon aufgestellt hatte, arbeitete ich mal kurz meine nach-der-Geburt-ToDo-Liste ab… Trockenrubbeln, Nabel überprüfen, schauen, ob alles in Ordnung ist und natürlich auch kieken was es is (ein Mädchen, ein Mädchen). Dann ließ ich die beiden mal wieder machen. Die Kleine hatte es furchtbar eilig und fing ganz schnell zu saufen an und auch sonst tapste sie schon ganz anständig durch die Gegend. Nach ausführlichem von-der-Ferne-schauen, durchatmen und mit Martin telefonieren, schnappte ich mir die Kleine und brachte sie mal auf die Waage. Nachdem ich dann alles wieder gesäubert und verräumt hatte, was ich gebraucht hatte, hieß es auf die Nachgeburt warten. Als die dann schließlich da war, machte ich mich mal auf den Weg ins Homeoffice. Machen konnte ich vorerst ja nix mehr und am Nachmittag war dann ja auch schon wieder Zeit für unsere Öffnungszeiten. Zu denen versetzte mir unser kleiner Neuzugang aber auch ersteinmal einen gehörigen Schrecken: Die Kleine lag wie tot in der Wiese. Das machen ja Alpakis sehr gerne. Während mir bei unseren großen da mittlerweile nicht mehr das Herz stehen bleibt, wurde mir bei unserer Kleinen ersteinmal ganz anders. Wuaah! Gerade da und schon nicht mehr am Leben – schoss es mir durch den Kopf. Aber alles gut. Die Maus lag eben nur wie ein echtes Alpaki in der Wiese und schaute mich ganz erschrocken an als ich endlich bei ihr war. Von dem Moment an war sie dann wieder da – die Angst, dass etwas passieren könnte. Ein echt blödes Gefühl, dass sich auch erst nach etwa zwei Wochen bei mir langsam wieder legt.
Als Martin dann am Abend wieder zurück aus der alten Heimat kam, grübelten wir über einen passenden Namen nach… schnell war klar, dass Avinya als Name ganz wunderbar passen könnte… bedeutet er „Sommerland“ und in ein solches wurde sie ja mitten hinein geboren! Und da ist sie also… unser zweites Original-Webertal-Alpaki: WBTA Avinya.
Mama ist Chelamar Grace und Papa ist DER Greenstone Mars. Damit ist sie übrigens eine Halbschwester von Roy… und (Funfact!) die Halbtante von Amparo… schließlich ist Amparos Papa ein Sohn von Mars.
Sooooo und jetzt gibt’s auch endlich ein paar Fotos:
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